Alle Jahre wieder …

Nach einer deutlichen Lohnreduktion für Hilfsarbeiterinnen im öffentlichen Bauwesen folgten Demonstrationen. Die Niederschlagung der Protestbewegung („Praterschlacht“, 23. August 1848) forderte 18 Tote und zahlreiche Verletzte. Fünf Tage später wurde der „Erste Wiener Demokratische Frauenverein“ gegründet – eine der nachdrücklichen Forderungen – Gleichberechtigung und Zugang zur Bildung für Frauen.

Am 28. Februar 1909 fand in den USA der erste Frauentag statt, bürgerliche und sozialistische Frauenrechtlerinnen hatten sich zu einer Bewegung vereint und demonstriert. Auf der „Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz“ in Kopenhagen entstand die Idee eines internationalen Frauentags. Erstmals fanden am 19. März 1911 in Österreich-Ungarn, Deutschland, Dänemark und der Schweiz Aktionen statt und weitreichende Forderungen gestellt. Ein dominierendes Thema – das Wahlrecht für Frauen. Auf der Wiener Ringstraße kam es zu einer Großdemonstration. Österreich, geschrumpft nach dem 1. Weltkrieg, erfüllte am 12. November 1918 diese Forderung, ebenso Deutschland, Polen und Russland.

Warum wurde der 8. März zum Internationalen Frauentag?

Nach wie vor ist es strittig, warum ausgerechnet der achte März ausgewählt wurde. Eine Quelle spricht davon, dass es eine Folge des julianischen Kalenders sei, eine andere Darstellung führt das Datum auf Lenin zurück. Einer weiteren Variante nach, geht der Tag auf den 8. März 1857 zurück, wo amerikanische Textilarbeiterinnen in New York streikten. Egal welche Herleitung zum 8. März die Richtige ist – Einigkeit herrscht, dass die Wurzeln des Internationalen Frauentags in der Tradition proletarischer Frauenkämpfe liegen.

Nun 100 Jahre später …

Die Zeit um den Weltfrauentag nutzen wir gerne um einen Status Quo zu bestimmen: Es gibt sie noch die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft in Bezug auf Frauen:

Sie verdienen weniger, arbeiten häufig in sogenannten Frauenberufen, die ohnehin schlechter bezahlt sind.  Frauen arbeiten in Teilzeit, schließlich muss ja auch der Nachwuchs versorgt werden. Kindererziehung und Hausarbeit sind nun einmal weiblich. Führungsfunktionen hingegen sind männlich, Frauen sitzen daher seltener in Vorständen. Das liegt nicht an der Ausbildung, denn in Österreich schließen inzwischen mehr Frauen als Männer ein Studium ab. Bürgermeisterinnen sind rar, eine Bundeskanzlerin regierte nur kurz nach Kurz, eine Bundespräsidentin gab es hierzulande sowieso noch nie. Jeder von uns kann die Liste beliebig lange fortsetzen, wir wissen darüber Bescheid.

In Zeiten wie diesen sind die Frauen systemrelevant, sie halten die Versorgung in den Supermärkten aufrecht und sind in den Spitälern und in der Pflege (mit und ohne Migrationshintergrund) nicht wegzudenken. Werden die Einrichtungen für Kinder, die Schulen zugedreht, sind es die Frauen, sie reduzieren ihr Beschäftigungsausmaß und versorgen neben ihrem eigenen Home-Office noch die Kinder. Kurzzeitig ernten sie Lob und Anerkennung, erhalten einen einmaligen Bonus.

Politisch wird mal an kleineren oder größeren Hebeln gezogen. Förderungen da, Unterstützungen dort, Programme für dies und jenes.  Aber maßgeblich ändern wird sich nichts, hängt doch der türkise Teil der Regierung einer Haus&Herd Mentalität für Frauen nach.

Was ist zu tun?

Gefordert sind die Männer: Warum sind Väter noch nicht bereit, von der Geburt eines Kindes bis zu dessen 18. Lebensjahr die Hälfte der Familienarbeit zu übernehmen? Warum kann das nicht der Normalfall sein? Warum gehen Männer nicht in Karenz? Warum arbeiten Männer nicht in Teilzeit, um Abholdienste vom und zum Kindergarten zu übernehmen? Hausarbeit für Männer, noch häufig ein Tabu. Wer bleibt bei Krankheit des Kindes meist zu Hause? Natürlich gibt es Ausnahmen von der Regel.

Es liegt an uns allen, vieles zu hinterfragen und neu zu denken, neu auszuhandeln zwischen Männern und Frauen. Das wäre wichtiger, als über die Regeln für das Binnen-I zu diskutieren. Erfahren Frauen durch das oft bis ins Lächerliche übertriebene Gendern mehr Gerechtigkeit? Wächst dadurch ihr Ansehen in der Gesellschaft, steigert es ihre Aufstiegschancen in der Wirtschaft? Erfahren sie dadurch eine gerechte Bezahlung? Wird dadurch die Armutsfalle so mancher Pensionistin verhindert? Vielfach gewinnt man den Eindruck, die fehlende Anerkennung in der realen Welt gegenüber Frauen sollte durch den Genderwahn ausgeglichen werden.

Der Frauentag ist eine gute Gelegenheit zum Nach- und Überdenken. Natürlich sind gutes Essen, Blumen, Lob und Anerkennung an diesem Tage nett und richtig. Zufrieden sein können wir erst, wenn es 364 Frauentage gibt.

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